29. Oktober 2023

“Symbolpolitik allein genügt nicht!”

Seit vielen Jahren warnen der Zentralrat der Ex-Muslime und die Giordano-Bruno-Stiftung vor den Gefahren, die mit der totalitären Ideologie des Islamismus einhergehen. Nach dem Massaker an israelischen Zivilisten und den Jubelstürmen in Teilen der hiesigen muslimischen Bevölkerung mahnen nun auch deutsche Politiker »klare Kante« gegen Antisemitismus und Islamismus an. Den markigen Worten sollten jetzt Taten folgen.

Nach dem rus­si­schen Angriff auf die Ukrai­ne hat Bun­des­kanz­ler Scholz von einer ‘Zei­ten­wen­de’ gespro­chen, der Angriff der Hamas auf Isra­el soll­te in ähn­li­cher Wei­se ver­stan­den wer­den”, sag­te gbs-Spre­cher Micha­el Schmidt-Salo­mon nach dem Ter­ror­akt vom 7. Okto­ber 2023. Dass die deut­sche Poli­tik nun gegen die Unter­stüt­zer der Hamas (und ähn­li­cher isla­mis­ti­scher Grup­pie­run­gen) ent­schie­de­ner vor­ge­hen wol­le, sei zwar begrü­ßens­wert, not­wen­dig sei hier­für jedoch eine “kri­ti­sche Auf­ar­bei­tung der Feh­ler der Ver­gan­gen­heit”. Der Stif­tungs­spre­cher appel­lier­te in die­sem Zusam­men­hang an das Aus­wär­ti­ge Amt und den Bun­des­rech­nungs­hof “end­lich die Infor­ma­tio­nen dar­über frei­zu­ge­ben, ob Rake­ten gegen Isra­el tat­säch­lich mit deut­schen Steu­er­gel­dern finan­ziert wur­den” (vgl. die gbs-Mel­dung “Ter­ror gegen Isra­el mit deut­scher Unter­stüt­zung?” vom 20. Mai 2021).

Eine Offen­le­gung sol­cher Infor­ma­tio­nen kön­ne viel­leicht ver­hin­dern, dass “deut­sche Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker wei­ter­hin aus falsch ver­stan­de­nem Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus in die Fän­ge tota­li­tär den­ken­der Isla­mis­ten gera­ten”, mein­te Schmidt-Salo­mon. Bedau­er­li­cher­wei­se sei dies in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit immer wie­der gesche­hen. So hät­ten pro­mi­nen­te Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker wie Bun­des­prä­si­dent Frank-Wal­ter Stein­mei­er oder die rhein­land-pfäl­zi­sche Minis­ter­prä­si­den­tin Malu Drey­er Kam­pa­gnen von “Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen” unter­stützt, die eng mit der Mus­lim­brü­der­schaft und der Hamas ver­bun­den sind.

 
Ein Erbe der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ter­ror­herr­schaft

Schar­fe Kri­tik übte der Phi­lo­soph an der von Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser (SPD) ver­ant­wor­te­ten Stu­die “Mus­lim­feind­lich­keit – Eine deut­sche Bilanz”, die in weit­ge­hend unkri­ti­scher Zusam­men­ar­beit mit isla­mis­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen erstellt wor­den sei: “Kei­ne Fra­ge, Mus­lim­feind­lich­keit dür­fen wir in unse­rer Gesell­schaft nicht tole­rie­ren! Jedoch ist es grund­ver­kehrt, die not­wen­di­ge Kri­tik an den tota­li­tä­ren For­men des Islam als Ras­sis­mus zu dis­kre­di­tie­ren. Was wir benö­ti­gen, ist eine Stra­te­gie sowohl gegen Isla­mis­mus als auch gegen Anti­mus­li­mis­mus, wie wir es schon vor einem Jahr­zehnt gefor­dert haben. Lei­der ist auf die­sem Gebiet genau das pas­siert, was ich bereits 2016 in dem Buch ‚Die Gren­zen der Tole­ranz‘ pro­gnos­ti­ziert habe: Der Ver­such, die Gefah­ren des auch hier­zu­lan­de viru­len­ten poli­ti­schen Islam unter den Tep­pich zu keh­ren, hat zu einem Erstar­ken nicht nur des Isla­mis­mus, son­dern auch des Rechts­extre­mis­mus in Deutsch­land geführt. Die­se ver­hee­ren­de Poli­tik, die die Grund­la­gen der offe­nen Gesell­schaft unter­gräbt, soll­te schnells­tens been­det wer­den.”

Ein wesent­li­ches Pro­blem bestehe dar­in, dass vie­le poli­tisch Ver­ant­wort­li­che den tota­li­tä­ren Cha­rak­ter des Isla­mis­mus noch immer nicht in vol­lem Umfang ver­stan­den hät­ten: “Beim Isla­mis­mus han­delt es sich nicht bloß um eine reli­giö­se, son­dern vor allem um eine faschis­ti­sche poli­ti­sche Bewe­gung, deren eli­mi­na­to­ri­scher Juden­hass nicht zuletzt ein Erbe der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ter­ror­herr­schaft ist.” Lei­der sei­en die his­to­ri­schen Hin­ter­grün­de in der Öffent­lich­keit weit­ge­hend unbe­kannt, wes­halb Schmidt-Salo­mon nach dem Anschlag der Hamas einen Text über den isla­mi­schen Faschis­mus ver­öf­fent­licht hat, der den mas­si­ven Ein­fluss Nazi-Deutsch­lands auf die Ent­ste­hung die­ser tota­li­tä­ren Vari­an­te des Islams ver­deut­licht.

Vor die­sem Hin­ter­grund sol­le man sich kei­nen Illu­sio­nen hin­ge­ben: “Vor­ran­gi­ges Ziel der Hamas ist es nicht, die schreck­li­chen Lebens­um­stän­de zu ver­bes­sern, unter denen die Men­schen in Gaza zu lei­den haben. Die Hamas will mit Isra­el nicht ver­han­deln, son­dern Isra­el ver­nich­ten! Anders lässt sich das geziel­te Abschlach­ten von Babys wäh­rend des Mas­sa­kers vom 7. Okto­ber nicht inter­pre­tie­ren.” Tra­gi­scher­wei­se reagier­ten die “reli­gi­ös-natio­na­lis­ti­schen Kräf­te in Isra­el nun exakt so, wie es sich die Hamas-Stra­te­gen gewünscht haben”: “Den Blut­zoll dafür müs­sen unschul­di­ge Män­ner, Frau­en und Kin­der in Gaza zah­len, die mit der Hamas nichts zu tun haben und sich teil­wei­se sehr deut­lich vom Isla­mis­mus distan­zie­ren.”

 
Gro­tes­ke Prio­ri­tä­ten­set­zung der Jus­tiz

Dass Orga­ni­sa­tio­nen der Hamas in Deutsch­land ver­bo­ten wer­den sol­len, hält Schmidt-Salo­mon für einen über­fäl­li­gen Schritt: “Orga­ni­sa­tio­nen oder Per­so­nen, die zur Gewalt auf­ru­fen oder schwer­wie­gen­de Straf­ta­ten bil­li­gen, könn­ten auf Basis der bestehen­den Geset­ze längst zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den – nur, man muss es auch tun!” Aller­dings leg­ten die deut­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den mit­un­ter “eine gro­tes­ke Prio­ri­tä­ten­set­zung” an den Tag: “Wäh­rend harm­lo­se Fes­ti­val­be­su­cher belangt wer­den – bloß, weil sie ein paar Ecsta­sy-Pil­len mit sich füh­ren, wer­den Mord­dro­hun­gen gegen Kritiker*innen des poli­ti­schen Islam nicht ernst­haft ver­folgt.” Der gbs-Spre­cher erin­ner­te in die­sem Zusam­men­hang an beson­ders gefähr­de­te Per­so­nen aus dem Stif­tungs­um­feld wie den Schrift­stel­ler Hamed Abdel-Samad (Mit­glied des gbs-Bei­rats), die Rechts­an­wäl­tin Sey­ran Ateş (Bei­rä­tin des Insti­tuts für Welt­an­schau­ungs­recht) und die Men­schen­rechts­ak­ti­vis­tin Mina Aha­di (gbs-Sti­pen­dia­tin), die von Isla­mis­ten an Leib und Leben bedroht wer­den.

Erst kürz­lich hat Mina Aha­di (sie­he das Inter­view mit ihr im aktu­el­len “bruno.”-Jahresmagazin) wie­der unzäh­li­ge Mord­dro­hun­gen erhal­ten, weil sie zum Boy­kott eines Kon­zerts des regime­treu­en ira­ni­schen Rap­pers Amir Tata­loo auf­ge­ru­fen hat­te. Tata­loo, der nach Medi­en­be­rich­ten mit der Revo­lu­ti­ons­gar­de auf­trat, die bru­ta­le Nie­der­schla­gung der ira­ni­schen Pro­test­be­we­gung befür­wor­te­te und die getö­te­te Jina Mah­sa Ami­ni als “Hure” beschimpf­te, rief sei­ne Anhän­ger auf, sich gegen den Boy­kott­auf­ruf zur Wehr zu set­zen. Seit­her wird Mina Aha­di mas­siv bedroht (“Du soll­test ab die­ser Sekun­de auf dich auf­pas­sen und wach­sam sein, denn ich kom­me mit einem Mes­ser”). Die Poli­zei schritt jedoch zunächst nicht gegen die Absen­der der Mord­dro­hun­gen ein, son­dern gegen die Vor­sit­zen­de des Zen­tral­rats der Ex-Mus­li­me, die angeb­lich die Rech­te des Ver­an­stal­ters des Tata­loo-Kon­zerts ver­letzt habe.

“Dies ist ein alt­be­kann­tes Mus­ter”, führt Schmidt-Salo­mon aus. “Die deut­sche Jus­tiz wird immer wie­der instru­men­ta­li­siert, um gegen Kri­ti­ke­rin­nen und Kri­ti­ker des poli­ti­schen Islam vor­zu­ge­hen.” Ein ande­res mar­kan­tes Bei­spiel hier­für sei­en die Ver­fah­ren, die auf Basis des Para­gra­fen 166 StGB gegen Kritiker*innen des “Isla­mi­schen Zen­trums Ham­burg” (IZH) geführt wür­den: “Statt das IZH, das vom Ver­fas­sungs­schutz als ‚Instru­ment der ira­ni­schen Staats­füh­rung‘ ein­ge­schätzt wird, zu ver­bie­ten, wer­den die­je­ni­gen juris­tisch belangt, die gegen die­se isla­mo­fa­schis­ti­sche Insti­tu­ti­on pro­tes­tie­ren. Ein Grund mehr, den aus der Zeit gefal­le­nen ‚Got­tes­läs­te­rungs­pa­ra­gra­fen‘ aus dem Straf­ge­setz­buch zu strei­chen” (vgl. hier­zu den Arti­kel “Wer gefähr­det den öffent­li­chen Frie­den?” aus “bru­no.” 2023 ).


Wei­ter­le­sen im Ori­gi­nal­ar­ti­kel der Giord­a­no-Bru­no-Stif­tung .…

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